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Kaisers-Marine


S.M. Torpedoboot G 9

Das Torpedoboot G 9 war ein großes Torpedoboot des Typs 1911. Es gehörte zu einem Serie von 12 Booten, von denen 6 (V1 – V6) auf der AG Vulcan in Stettin und 6 (G7 – G 12) von der Germania-Werft in Kiel gefertigt wurden. Der Stapellauf von G 9 erfolgte am 31.01.1911, die Indienststellung am 25.09.1912.

Das Boot hatte eine Länge von 71,5 m, eine Breite von 7,6 m und einen Tiefgang von rd. 3 m. Drei kohlebefeuerte und ein ölbefeuerter Wasserrohrkessel führten Dampf mit einem Druck von 18 atm zu zwei Sätzen von Direktantriebsdampfturbinen. Die Maschine des Schiffes wurde mit 16.000 PS bewertet, was eine Entwurfsgeschwindigkeit von 32 kn ergab. Bewaffnet war das Boot mit zwei 8,8 cm SK L/30-Geschützen (1916 durch 8,8 cm SK L/45 ersetzt)  und vier einzelnen 50 cm-Torpedorohren. Das Boot hatte in Friedenszeiten eine Besatzung von 74 Mann.

Nach der Indienststellung wurde das Boot der 10. Torpedoboot-Halbflottille der V. Torpedoboot-Flottille zugeteilt und diente mit dieser durchgängig in der Nordsee. Im Krieg wurden die 10. Torpedoboot-Halbflottille bei den Vorstößen der Hochseeflotte als U-Boot- und Fernsicherung eingesetzt und nahm somit auch an den großen Gefechten mit der britischen Flotte teil. So gehörte G 9 mit der 10. Halbflottille zu den Kräften, die von Helgoland aus zu Hilfe geschickt wurden, als am Morgen des 28.08.1914 britische Kräfte die deutsche Vorpostenkette bei Helgoland angegriffen. G 9, an der Spitze der Flottille, sah voraus mehrere Schiffe und das Aufblitzen von Geschützfeuer. Der Kommandant war zunächst unsicher, ob die Schiffe eigene oder feindliche sind, bis die unbekannten Schiffe ihrerseits das Feuer auf die V. Flottille eröffneten und somit eindeutig als britische Zerstörer identifiziert werden konnten. Die Flottille wendete daraufhin, um sich dem überlegenen Gegner zu entziehen, was schließlich nach der Ankunft von deutschen Kreuzern auch gelang.
Auch am Vorstoß von Admiral Hipper mit seinen Schlachtkreuzern am 24.01.1915 nahm die V. Torpedoboot-Flottille als Sicherung teil. Bei dem anschließenden Gefecht auf der Doggerbank verlor die Kaiserliche Marine den Panzerkreuzer S.M.S. Blücher, die Torpedoboote konnten sich jedoch ohne Verluste dem Gegner entziehen.

Der nächste größere Einsatz von G 9 und der V. Torpedoboot-Flottille erfolgte am 31. Mai - 1. Juni 1916 in der Skagerrakschlacht. Die V. Flottille unterstützte die Hauptmacht der deutschen Hochseeflotte. G 9 holte dabei zunächst einige Überlebenden von britischen Zerstörern, die  versenkt worden waren, an Bord. Ab etwa 20:15 Uhr MEZ starteten die deutschen Torpedoboot-Flottillen eine Reihe von Torpedoangriffen gegen die britische Gefechtslinie, um die Kehrtwende der deutschen Flotte von den Briten zu decken. Um 20:38 Uhr startete auch die V. Flottille einen Angriff, konnte die britische Schlachtlinie aber wegen schlechter Sicht durch Nebel und Rauch nicht finden und der Angriff wurde abgebrochen. Während der Nacht wurde der V. Flottille befohlen, die britische Flotte zu suchen und anzugreifen, aber es gelang wieder nicht, die britischen Schlachtschiffen zu finden. Als G 9 und die Schwesterboote am 1. Juni gegen 01:00 Uhr einen einzelnen Kreuzer entdeckten, waren sie sich nicht sicher, ob es sich um ein britisches oder ein deutsches Schiff handelt. Während von der V. Torpedoboot-Flottille insgesamt 1 Offiziere, 4 Unteroffiziere und 13 Mann während der Schlacht ums Leben kamen, blieb G 9 unbeschädigt.

G 9 war mit der der V. Torpedoboot-Flottille auch an den letztlich erfolglosen Flottenvorstößen am 19.08.1916 und 05.11.1916 beteiligt, bei denen es zu keinem Feindkontakt kam.

Neben diesen Einsätzen bestand das tägliche Leben von Einheiten wie der V. Torpedoboot-Flottille jedoch in der Wahrnehmung von Aufklärungs- und Sicherungsaufgaben und zunehmend im Minenkrieg. Nachdem die V. Torpedoboot-Flottille bereits im Februar 1917 gedeckt durch Kreuzer an der ersten großen Räumaktion vor Terschelling teilgenommen hatte, erfolgte ab Ende April 1917 eine entsprechende Umrüstung der Boote der Flottille und Ausbildung der Besatzungen, um sich der Aufgabe des Minenräumens zukünftig verstärkt widmen zu können. Meist wurden die Boote dann auf dem nördlichen Teil der Wege eingesetzt, da dort der Einsatz der eigentlichen Minenräumboote sowie der von der Kaiserlichen Marine als Hilfsminenräumboote eingesetzten ehemaligen Fischdampfer etc. wegen deren zu geringer Geschwindigkeit zu gefährlich war.

Nachdem Anfang 1918 die Verminung der Auslaufwege der U-Boote immer stärker wurde, stand Ende April nur noch der Weg „Mitte“ zur Verfügung. Dieser führte von Helgoland dicht unter der Küste bis List (Punkt A), von dort westlich bis 55N 6O und dann nördlich bis Feuerschiff „Doggerbank Nord“. Der nördliche Teil des Weges konnte - wie schon geschildert - nur durch schnelle Suchverbände abgefahren werden, da die anderen Verbände zu langsam waren, um den Briten ggfs. ausweichen zu können. Am 2.5.1918 warfen die Briten fast am Ende des Weges 700 Minen (Sperre 59) und in der folgenden Nacht nochmals 350 Minen (Sperre 60). Kurz bevor die Sperre 60 geworfen wurde, passierte die 8. Geleitflottille das Gebiet rücklaufend. Weiter nördlicher befand sich die 10. Torpedoboot-Halbflottille auf einer Stichfahrt und sah dabei auch den brit. Verband, hielt ihn jedoch irrtümlich für die 8. Geleitflottille. Kurz darauf (gegen 3.27h am 3.Mai) lief G 9 auf die Sperre 60. Das Vorschiff, die Abteil IX und X brachen ab. Das Boot blieb zunächst schwimmfähig und wurde durch G 8 in Schlepp genommen. Um 4.15 Uhr sank es dann jedoch plötzlich. Von der Besatzung kamen 3 Unteroffizieren und 28 Mann ums Leben. In den nächsten Tagen führten die Arbeiten an Weg 300 zu weiteren Verlusten.

Das vorliegende, leider nicht datierte Foto zeigt die Geschützbedienung am 8,8 cm Geschütz vor der Brücke des Boots. Der Geschützführer trägt Kopfhörer, über die er die Befehle von der Brücke empfangen kann. Das neben dem Geschütz an einer Feder stoßgedämpft aufgehängte Gerät ist der elektrische Zielanweiser. Mittels dieses Geräts wurden von der Brücke die Messdaten in Schlüsselzahlen an das Geschütz übermittelt und das Geschütz nach diesen Ziffern gerichtet.

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Der Mann ganz rechts trägt auf dem Ärmel die 3 Abzeichen, nämlich das eines Bootsmannsmaaten (unklarer Anker), eines Schnellladekanonenschützen (Granate mit Winkel) und eines Rohrmeisters (Torpedo mit Winkel).


Der im Bild zu sehende Rettungsring steht leider sehr schräg aufgestellt, so dass die Aufschrift etwas unscharf ist. Es ist jedoch zu erkennen“S.M. Tpdbt. G 9“.

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